Hinsitzen und ein Lied spielen, ohne musikalische Ausbildung, ohne Notenkenntnisse – dazu hat sich Martin Kern aus Buchenberg etwas einfallen lassen. Er hat das Klangbrett entworfen. Ergänzend dazu entwickelt er Liedvorlagen. 300 gibt es bereits, weitere werden folgen. Von Klein bis Groß, von Jung bis Alt – jeder kann sofort ein Erfolgserlebnis haben, einfach für sich oder für andere Musik machen. Das zaubert ein Lächeln ins Gesicht und macht glücklich. Wir haben es ausprobiert.
Sie können sofort „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ spielen“, sagt Instrumenten-Erfinder Martin Kern in den ersten Minuten meines Besuchs. Wir sitzen in seinem Musikzimmer in Buchenberg. Das von ihm entwickelte KernKlangbrett liegt vor mir, die Spielvorlage unter den Saiten. Ich lege los; ohne Erklärung, ohne geübt zu haben zupfe ich die Saiten. Es hört sich für den ersten Versuch gar nicht schlecht an. Noch ein wenig den Winkel der Finger zu den Saiten korrigieren, dann klingt es noch besser. Es zaubert mir als Musiklaie ein Lächeln ins Gesicht. Das Spielen hat Freude und Spaß gemacht.
Jeder kann Klangbrett spielen
„Musik hat immer in meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt“, so der ausgebildete Sozialpädagoge Martin Kern. Durch seine Arbeit in sonder- und heilpädagogischen Einrichtungen ist die Idee entstanden, ein einfaches Musikinstrument zu entwickeln, das sofort ein Erfolgserlebnis zaubert. Nicht jeder hat die Zeit und die Möglichkeit, ein alpenländisches Instrument wie Hackbrett oder Zither zu erlernen. Es erfordert viel Übung, beim Hackbrett müssen die Schlegel präzise geführt werden, die Saiten sind exakt zu treffen. „Über das Hackbrett bin ich zum Klangbrett gekommen. Ein ähnliches Musikinstrument zu entwickeln, das schnell zum Erfolg führt, war mein Ansporn“, erklärt der Musiklehrer, der auch Gitarre, Hackbrett, Zither und Klarinette unterrichtet. So ist vor 15 Jahren das KernKlangbrett entstanden. Nach nur wenigen Minuten kann jeder, ohne vorher Musik gemacht zu haben, ein Lied spielen. Einfach mit den Fingern von links nach rechts die durch die Vorlage vorgeschlagene Saite zupfen. 22 Saiten gibt es zur Auswahl, der chromatische Tonumfang reicht von c1 bis a2. Gelegentlich möchte das Instrument mit einem elektronischen Stimmgerät nachgestimmt werden.
Alles handgefertigt in hoher Qualität
Den trapezförmigen Korpus fertigt Sohn David Kern zusammen mit Helmut Mayr in der örtlichen Schreinerei Mayr an. Dafür werden Allgäuer Hölzer – meistens Buche – verwendet. Die Rohformen kommen dann ins Haus Kern und werden im Keller bestückt. „Meine Frau und ich sitzen da und montieren die 22 Saiten. Ganz am Ende wird die wichtige Schlussleiste gesetzt.“ Und die ist äußerst wichtig. Sie hält die Spielvorlagen, mit deren Notenvorgaben erst ein Musikstück gespielt werden kann. Es gibt die KernKlangbretter und das Zubehör nicht im Musikgeschäft, sondern nur im Eigen-Vertrieb. „Uns ist es wichtig, hochwertige Qualität zu einem fairen Preis anzubieten. Außerdem freut uns der direkte Kundenkontakt.“ David Kern unterstützt den Vater bei Herstellung der Instrumente und Vertrieb. Sehr beliebt sind die Klangbrett-Baukurse, bei denen aus den Rahmenteilen und weiterem Zubehör das eigene neue Instrument geleimt und montiert wird. Danach muss es noch in einem separaten Kurs gestimmt werden und das Musikerlebnis kann starten.
Ausgetüftelte Spielvorlagen
Das Spielen nach Spielvorlagen direkt am Instrument gibt es schon länger. Musikpädagoge Kern hat die Idee aufgenommen und genial für sein Instrument Blätter entwickelt. Wobei nicht zu unterschätzen ist, wie kreativ und ausgeklügelt eine Spielvorlage von ihm erstellt wird. Das ist wahrlich eine Kunst. Dem Vollblutmusiker kommt dabei seine Erfahrung als Arrangeur und Komponist zugute. Kinder lieben es, ihre eigene Vorlage noch individuell zu gestalten. „Mit dem Künstler Werner Specht habe ich einen Satz Vorlagen gemacht, den Kinder bemalen können. Da ist auch der Klassiker „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ dabei, der so nicht in Vergessenheit gerät“, erklärt er und zeigt mir buntbemalte Blätter mit einer Oma auf dem Motorrad. Nebenbei erlernt der/die Spielende die Noten, denn eine Achtelnote sieht schließlich anders aus und wird anders gespielt als eine Viertelnote.
Musik für alle: von klein bis groß
Da es auf einmal ganz spielerisch ist, Musik zu machen, steigt das Interesse, Neues mit dem Klangbrett auszuprobieren. Auch mal mit dem Instrument zu experimentieren. 300 Melodien hat Martin Kern bereits auf die trapezförmigen Papierbögen aufgeschrieben. Eine bunte Musikmischung steht zur Auswahl: von Weihnachtsklängen, Kinderliedern, Klassik, Pop und Rock bis hin zur Volksmusik. Eines der aktuellsten Blätter sind die Filmmusikvorlagen. „Mit einem Punker habe ich „Lady in Black“ gespielt – er am Klangbrett, ich mit der Gitarre“, erzählt Kern schmunzelnd. Auch zu zweit an einem Brett kann gespielt werden.
Den Andachtsjodler zupfen
Fortgeschrittene üben mit den 3- oder 4-stimmigen Vorlagen (beliebt ist der 3-stimmige Andachtsjodler). Das erfordert hohe Konzentration. Und dann gibt es noch CDs mit Begleitmusik, eine Art Karaoke mit dem Klangbrett. Menschen im Alter von 4 bis 95 Jahren spielen bekannte und beliebte Melodien. Das förDie Modelle des KernKlangbretts Klassik: Einsteigermodell mit klassischem Schallloch DeLuxe: Fichtenboden und Klangschlitze – kräftiger, voluminöser im Klang Premium: wie DeLuxe und mit edlen Hölzern (siehe Foto) Soundboard: Modell Klassik mit eingebautem Tonabnehmer NEU: Akkord-Kernklangbrett mit 5 Akkorden zum einfachen Begleiten Zubehör: Tasche, Ständer, aktuell 300 Spielvorlagen, Notenhefte mit CDs dert die Gehirntätigkeit und wenn man gut spielt, hören andere gerne zu oder singen mit. Möglich ist es auch zusammen mit anderen Instrumenten zu spielen, wie Gitarre, Flöte, Keyboard und mit dem vom InstrumentenErfinder neu entwickelten AkkordKlangbrett. In Kürze wird im Rahmen der Fernsehsendung „Musik in den Bergen“ mit Sonja Weissensteiner eine Kinder-Klangbrettgruppe zusammen mit Martin Kern an der Gitarre vorspielen. „Mich freut es, ein Instrument geschaffen zu haben, das tief geht, das die Menschen abholt und ein Lächeln ins Gesicht zaubert“.
Text: Edith Reithmann
Fotos: Tobias Würzner, Dominik Berchtold, Archiv Martin Kern